Mit freundlichen Grüßen? Heino, Hymnen und Hackbraten
Wenn Heino (Foto: Sony) „Junge“ von den Ärzten ohne deren typische Ironie anstimmt,
meint man, den Hackbraten in Omis Ofen riechen zu können. Wie ein allzu
konservatives Bekenntnis zur 50er-Jahre-Nachkriegsbiederkeit kommt
diese verstörende Version der Individualismus-Hymne auf seiner CD
„Mit freundlichen Grüßen“ (Sony) daher. In die konservative Ecke mit Tendenz nach rechts hat man den Düsseldorfer schon öfter versucht, zu schieben. Schließlich intonierte er auf einem früheren Album bereits alle drei Strophen des "Deutschlandliedes". Dies ist zwar nicht verboten, hinterlässt dennoch einen faden Beigeschmack. Auch sein kürzlich getätigter Verbal-Fauxpas schlägt in die gleiche Kerbe.
Nun macht sich der Schlagerbarde also daran, zwölf Songs von anerkannten Künstlern seiner Nachfolgegenerationen zu covern. Berufs-Provokateure wie
Rammstein oder Oomph! sollen sich ja laut Bild-Zeitung beschwert haben. Dabei
ist sein Werk vor allem eins: recht unterhaltsam.
„Leuchtturm“ von Nena
nervt zwar mit aufgeblasenen Bläser-Klängen. Auf der anderen Seite
geht Cluesos „Gewinner“ in der angenehm zurückhaltenden
Heino-Variante tatsächlich als Gewinner vom Platz. Schade und etwas
ermüdend ist, dass die Arrangements auf Dauer alle recht ähnlich
klingen: ein Glockenspiel hier, ein rollendes „Rrrr“ dort. Mehr
Spannung hätte es sicherlich auch gebracht, die Kompositionen nicht
einfach nachzuspielen. Doch dies ist wohl einem Abkommen mit der GEMA
geschuldet. Die Musikverwertungs-Gesellschaft erlaubt es nämlich, Lieder ohne Einverständnis der Komponisten nachzuspielen, wenn die Arrangements gleichbleiben.
Im Prinzip kann man dem 75-Jährigen zu diesem Album nur gratulieren. Denn nach all der Zeit im Showgeschäft und nach angeblich mehr als 50 Millionen abgesetzter Tonträger markiert "Mit freundlichen Grüßen" sein erstes Nummer-Eins-Album.
Eine Tracklist mit Hörproben zu allen Liedern gibt es hier.
Stefan Bohlander
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