Freitag, 26. April 2013

Zum Todestag von Vorspann-Magier Saul Bass: Eine Retrospektive

Saul Bass erhob den Vorspann zur eigenen Filmkunst

Kurze, abgehackte Streicher-Klänge schneiden und kreischen sich ins Gehör. Nervosität und Geheimniskrämerei werden symbolisiert. Dazu gesellen sich weiße Balken, die den schwarzen Hintergrund wie mit einem groben Messer zerteilen. Der Vorspann zu Alfred Hitchcock's "Psycho" ist wohl die bekannteste Film-Titelsequenz von Saul Bass. Der 1920 in New York geborene Bass verstarb am 25. April 1996. Der Filmwelt hinterließ er eine neue Kunstform: den Vorspann.


Der Sohn von in die USA immigrierter Osteuropäer schaffte etwas neuartiges. Bis in die 50er Jahre waren die Titelsequenzen der Filme abgetrennt vom Rest des Films. Sie waren "altmodisch betrachtet wie der Umschlag eines Buches, das man öffnete", beschrieb es Martin Scorsese in einem Interview. Der mit dem Oscar ausgezeichnete Regisseur ließ Saul Bass die Vorspänne für seine Filme "Goodfellas", "Kap der Angst", "Casino" und "Zeit der Unschuld" gestalten. Charakteristisch für das Werk von Saul Bass war es unter anderem, Gefühlszustände der Figuren zu visualisieren. So wird der Zuschauer von Scorseses "Kap der Angst" bereits mit dem Vorspann in die Psyche der Protagonisten und zeitgleich in die Handlung gezogen.


Seine erste Furore machende Sequenz lieferte Grafikdesigner Bass mit "Der Mann mit dem goldenen Arm ab". In dem Drama lieferte Sänger Frank Sinatra eine Oscar-nominierte Leistung als Ex-Heroinsüchtiger ab, der versucht, sein altes Leben abzuschütteln. Gleichzeitig war der Streifen von 1955 der Grundstein für die weitere Zusammenarbeit von Saul Bass mit Regisseur Otto Preminger. Gemeinsam brachten sie unter anderem noch "Exodus" und "Anatomie eines Mordes" auf die Leinwand.


Einen Oscar erhielt Saul Bass übrigens auch. Jedoch nicht für seine kreativen Titelsequenzen, sondern für einen vom ihm gedrehten Kurzfilm. "Why man creates" dreht sich um die verschiedenen Ansätze an den kreativen Prozess. Einen Spielfilm findet man ebenfalls in seinem Œuvre. Der Thriller "Phase IV" erschien 1974 und dreht sich um mutierte Ameisen. Was klingt wie ein B-Movie aus den 50ern, ist ein ruhiger Film, der eher auf nachhaltig wirkende Bilder denn auf leicht verdauliche Schockmomente baut.


1996 verstarb Saul Bass. Seine Titelsequenzen jedoch beeinflussen noch heute Filmemacher auf der ganzen Welt. Eine besonders schöne Hommage wurde unter der Federführung von Steven Spielberg zu seinem Film "Catch me if you can" geschaffen.


Eine kleine Übersicht über das Leben und Wirken von Saul Bass gibt es hier:


Stefan Bohlander

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